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Erfahrungsberichte

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Samantha - meine Geschichte mit der Diagnose Plazenta Percreta

Hallo, gerne möchte ich meine Geschichte mit der Diagnose Plazenta Percreta mit euch teilen.


Ich bin Samantha, bin 35 Jahre alt und stolze Mama eines 3 Jahre alten Sohnes. Unserem Frühchenwunder . In der 32+2SSW veränderte sich schlagartig alles. Unser Sohn wurde auf die Welt geholt.


7 Wochen zu früh. Es war schon während meiner Schwangerschaft klar, dass ein Kaiserschnitt unumgänglich ist und auch das es früher wird. Aber nicht so. Von Anfang an hatte ich eine Plazenta Praevia totalis. Dann um die 26. Woche bekam ich die Diagnose Plazenta Percreta die mit meiner Plazenta Praevia einherging. Ich nahm zudem über die gesamte Schwangerschaft Clexane ein zur Vorsorge weil ich schon mal eine Thrombose hatte.


Meine Plazenta hat sich tief in die Gebärmuttermuskulatur verwachsen. Das musste ich erstmal verdauen und sacken lassen und mir nach und nach bewusst werden.


Ich habe mich jedoch vorher bewusst nicht allzu viel damit beschäftigt. Vor allem weil ich selbst Krankenschwester bin und mir schon genug ausmalte, Sorgen und Ängste bekam. Im groben wusste ich, dass Verblutungsrisiko ist enorm hoch - und noch  mehr mit Blutverdünner wie ich sie nahm.


Mir war aber eigentlich schon klar, es geht um Leben und Tod. Ich verdränge es so gut es ging um meine Schwangerschaft auch nicht noch mehr psychisch zu gefährden und ein Stück weit genießen zu können. Aber es fiel enorm schwer zum Ende hin. Das Baby ist Safe. Dem ging’s immer gut. Da hatte ich immer ein gutes Gefühl und mir keine Sorgen gemacht.


Es musste jetzt also alles früher als normal haargenau geplant werden, 10 Blutkonserven standen bereit. Ich lag 3 Wochen schon vorher zur Beobachtung im KH, Lungenreife fürs Baby und mein hohes Blutungsrisiko…ein Glück für mich. Es war mitten zu Coronazeiten, schlimm das ich das alleine durchstehen musste. Immerhin waren meine Arbeitskollegen immer mal für mich da. ( habe in dem Krankenhaus entbunden mit Level 1 Betreuung wo ich auch selber arbeite). Mein Mann durfte dann nach Absprache am Wochenende kommen. Dann an dem Samstag Abend passierte es. Ich fing dann unerwartet plötzlich an zu bluten in der 32. SSW. Hing zwei Tage am Wehenhemmer mit strikter Bettruhe und 24h am CTG im Kreißsaal, der durch Mark und Bein ging. Tachykard dadurch und am zittern wie verrückt und stetig zunehmende Ängste und Sorgen dazu. Zwei Tage später musste dann die Sectio und OP laufen. Die Plazenta war so stark verwachsen das die Gefahr zu groß war das ich verblute. Die Chancen waren bei 50:50.  Es blieb dann also keine andere Wahl als die Gebärmutter mit Plazenta in einem Stück zu entfernen. 4 Stunden ging die OP. 20 Ärzte waren involviert. Ich lag dann bis abends beatmet und hoch sediert auf der Intensivstation. Mein Zustand war tatsächlich kritisch. Bei meinen Kollegen zum Glück. Arbeite ebenfalls auf der Intensivstation. Mein Mann durfte stets immer bei mir sein und pendelte zwischen mir und unserem Sohn. Von einer Intensiv zur anderen. Meine Lage war also sehr kritisch. Aber ich hab’s geschafft. Ich dachte vorher die Zeit immer zu an unseren Sohn und meinen Mann. Hoffte, dass sie nicht ohne Mama und ohne Frau weiterleben müssen. Ich habe 4 Blutkonserven plus 2 Lit. Eigenblut erhalten. Der KS ging so schnell ich war wie in Trance weil ich das alles nur hinter mir haben wollte. Danach kam ich schon direkt in Vollnarkose. Ohne mein Baby zu sehen. Ich blutete schon zu stark. Mein Mann war zum Glück da.


Durch die ganze Situation konnte ich mein Baby - unseren Sohn auch erst 28 std. nach Geburt das erste mal sehen.


Ich hab bei der Form der Kompilation einfach Pech gehabt. Es sollte Schicksal sein. Ich sehe unseren Sohn - bin glücklich und dankbar und auf der anderen Seite traurig keine Kinder mehr bekommen zu können auf normalem Wege da mir die Entscheidung abgenommen werden musste, es gab keine andere Lösung oder Möglichkeit. Es fällt mir immer noch schwer das zu realisieren. Dieses Gefühl, dass man merkt, das einem was genommen wurde. Dieses Trauma was mit stetiger Todesangst begleitet war und dieses schlimme Ereignis verfolgen mich regelmäßig. Es macht mich unendlich traurig dass mein Sohn ein Einzelkind bleiben wird. (Alternativen wie Adoption … aktuell nicht für uns in Planung oder denkbar). Der unerfüllte Kinderwunsch den ich seither habe zerfrisst mich innerlich. Das ich selber nicht wieder so ein Wunder erleben kann und einfach zu wissen, ich kann nicht mehr schwanger werden…


Ganz gleich ob ich mir eine erneute Schwangerschaft unter den Umständen nochmal zugetraut hätte oder nicht wenn ich es könnte.



Es ist wie ein Wunder das ich über meinen anderen einzigen Kontakt auf Insta auf dieses tolle Netzwerk aufmerksam gemacht wurde und nun endlich eine Hilfsgruppe gegründet wurde, die ich seither vergeblich gesucht habe. Niemand außer einer selbst kann eine traumatische Geburt, Schwangerschaft oder Erlebnis was damit verbunden ist, mehr verstehen und nachvollziehen als einer selbst oder eben diejenigen die dasselbe so auch erlebt haben. Ich bin auch nach langem warten auf Wartelisten jetzt seit Anfang letzten  Jahres in Therapie damit.


Ich habe ein starke posttraumatische Belastungsstörung dadurch und stehe noch ziemlich am Anfang der Therapie. Es kommen so viele Dinge einfach zusammen. Bin aber dankbar und froh, dass ich mich dazu überwunden habe und damit es mir endlich wieder gut gehen kann. Für mich. Für mein Sohn. Für unsere Familie. Auf Instagram suche ich seitdem vergeblich nach Frauen die dasselbe durchgemacht haben und man sich so 1:1 austauschen kann. Es sind aber zu wenige. Das ist sehr schade. Mit der andere lieben Mami stehe ich seit einer anderen Aktion in Kontakt und das ist so viel wert und hilft uns gegenseitig Enorm. Mir war es ein großes Bedürfnis meine Geschichte so wie sie ist zu teilen. Damit ich es verarbeiten kann und um Mut zu machen. Darüber zu sprechen und das wir nicht alleine sind.


 Ich kann nur allen sagen, seid stolz auf all das was ihr unter welchen Umständen auch immer während der Schwangerschaft und vor allem während eurer Geburt gemeistert und geschafft habt . Ein Tipp den ich allen anderen Mamis von ganzem Herzen mitgeben möchte, denkt immer daran, geht es euch gut, geht es euren Kindern gut. Seit mutig, traut euch, wenn es euch noch so stark begleitet, belastet und euch psychisch einnimmt, traut euch, zur Psychotherapie zu gehen. Traumaverarbeitung. Es ist schwer und es ist nicht immer einfach. Aber es hilft. Es macht euch nur stärker und zu lernen damit zu leben und umzugehen. Ich wünsche allen hier alles Gute .



Danke das ich mein erlebtes teilen und mitteilen durfte und das es endlich ein Selbsthilfe Netzwerk gibt was wirklich speziell für diese Diagnose da ist.

27 Ansichten
geburthyst
geburthyst
May 07, 2024

Liebe Samantha, wir danken Dir von Herzen, dass wir deine Geschichte teilen dürfen und schliessen uns deinen Worten an : 'Seid stolz uf all das was ihr unter welchen Umständen auch immer während der Schwangerschaft und während eurer Geburt gemeistert und geschafft habt'. Wir wünschen viel Mut und Kraft um auch die nächsten Schritte zu meistern!

Sandra & Pascale

© 2025 Verein Geburt mit Hysterektomie

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